„Meiner Meinung nach sollten mehr Frauen im Handwerk arbeiten“

Frauen im Sankt Wendeler Land – Fahrzeuglackiererin Stina Pontius weiß warum Frauen ins Handwerk gehören

Frauen im Sankt Wendeler Land - Stina Pontius: „Ich finde es nicht mehr zeitgemäß, egal in welchem Beruf, abwertende Aussagen gegenüber Frauen zu tätigen." (Foto: Stina Pontius)

In unserer wndn-Serie „Frauen im St. Wendeler Land“ geben Frauen aus dem Landkreis St. Wendel Einblicke in ihr Leben. Ob Single oder Familienmutter, ob Unternehmerin oder Angestellte, wir erfahren, wie sie ihren individuellen Alltag meistern, wie sie mit Herausforderungen umgehen, was ihre Erfahrungen sie gelehrt haben und welche Tipps sie anderen Frauen für bestimmte Situationen und Lebenslagen geben können. Was macht eine starke Frau aus? Unsere Interviewpartnerinnen haben vielfältige und passende Antworten zu dieser Frage. Heute sprechen wir mit Stina Pontius.

Stina ist 20 Jahre alt und hat ihre Ausbildung zur Fahrzeuglackiererin bei der Heeresinstandsetzungslogistik GmbH (HIL) in St. Wendel abgeschlossen. Ihr größtes Hobby ist das Motorradfahren. Sie spricht im Interview mit wndn.de über ihren Beruf, Frauen im Handwerk und Gleichberechtigung.

Wie bist du auf die Idee gekommen eine Ausbildung zur Fahrzeuglackiererin, speziell bei Militärfahrzeugen zu machen?

„Ich hatte schon immer großes Interesse an Autos und Fahrzeugen jeglicher Art. Und Malen zählte schon immer zu einer meiner Leidenschaften. Dann bin ich in meiner Schulzeit am Berufsorientierungstag durch Zufall auf die HIL gestoßen und der Beruf Fahrzeuglackiererin hat mir sofort zugesagt, anschließend habe ich mich dann direkt beworben. Diese Entscheidung bereue ich bis heute nicht, es macht mir sehr viel Spaß in meinem Beruf zu arbeiten“

Wie sieht dein typischer Arbeitstag aus?

„Es geht gegen 6 Uhr morgens mit der Arbeitseinteilung los. Je nach Einteilung werden Anbauteile oder gar ganze Militärfahrzeuge vorbereitet oder lackiert. Der Ablauf ist immer unterschiedlich, manchmal braucht man für ein Fahrzeug auch 5 Tage. Meine Tätigkeiten sind immer vielfältig und abwechslungsreich.“

Würdest du sagen Frauen haben es immer noch schwer im Handwerk zu arbeiten?

„Es ist tatsächlich immer noch schwer als Frau in einem von Männern dominierten Beruf tätig zu sein, weil einige der Tätigkeiten viel Kraft erfordern. Ich finde es hat sich schon einiges gebessert, aber wir Frauen mussten uns viel erkämpfen und ich sehe schon einen Fortschritt. Betrachtet man die Gleichberechtigung im Allgemeinen, beispielsweise die Frauenquote in Führungspositionen, ist doch noch einiges ausbaufähig.“

Wie fühlt es sich für dich an als Frau in einem von Männern dominierten Beruf zu arbeiten?

„Viele Dinge werden Frauen nicht so zugemutet wie Männern, weil es Vorurteile gegenüber Frauen gibt, obwohl wir es genauso gut hinbekommen würden.“

Welche besonderen Herausforderungen stellen sich dir in deinem Berufsalltag?

„An sich gibt es keine besonderen Herausforderungen, weil Frauen im Handwerk auch so gut wie alle Tätigkeiten genauso erledigen können. Ich würde sagen, gerade in meinem Beruf, haben sogar Frauen das bessere Auge für Feinheiten. Dennoch bei sehr kraftaufwändigen, körperlichen Tätigkeiten ist es gelegentlich eine Herausforderung für mich und dann frage ich meine Kollegen nach Unterstützung.“

Welche Aussagen über Frauen im Handwerk nerven dich?

„Ich finde es nicht mehr zeitgemäß, egal in welchem Beruf, abwertende Aussagen gegenüber Frauen zu tätigen. Heutzutage sollte es doch bei allen angekommen sein, dass Männer und Frauen gleichberechtigt sind. Aussagen wie, dass Frauen nicht in das Handwerk gehören und dass nur Männer diese Tätigkeiten erledigen können, finde ich zum Beispiel mehr als unangebracht.“

Warum sollten mehr Frauen im Handwerk arbeiten?

„Meiner Meinung nach sollten mehr Frauen im Handwerk arbeiten, damit dieser Umstand zur Normalität wird. Das sollte generell keine Frage mehr sein, sondern eine Selbstverständlichkeit.“

Welche Ratschläge würdest du jungen Frauen in deinem Alter geben, die gerne im Handwerk arbeiten wollen?

„Ich würde jungen Frauen mitgeben, dass sie die ganzen negativen Kommentare einfach ausblenden sollen. Egal von welchem Geschlecht diese kommen, denn es gibt tatsächlich auch Frauen selbst, die diese Berufe ablehnen. Junge Frauen sollen einfach ihr Ding machen und damit den negativen Leuten und vor allem sich selbst beweisen, was sie schaffen können.“

Was macht deiner Meinung nach eine starke Frau aus?

„Für mich macht eine starke Frau aus, dass sie hinter ihrem Wort steht und auch trotz negativen Einflüssen weiter an sich glaubt“

Was wäre dein Wunsch an die Gesellschaft bezüglich der Akzeptanz von Frauen?

„Dass Frauen und Männer nicht unterschiedlich behandelt und egal auf welche Lebenslage oder Situation bezogen, genau gleich angesehen werden.“

Quelle: Redaktion Sankt Wendeler Land Nachrichten

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