Tag der Menschenrechte

Flüchtlingskrise 2015 vs. 2022 – Der schmale Grat zwischen Solidarität oder Diskriminierung

Heute ist der Internationale Tag der Menschenrechte (10.12.22)
Heute ist der Internationale Tag der Menschenrechte (10.12.22)

Der 10. Dezember. Noch zwei Wochen bis Heiligabend und so langsam riecht es überall nach Plätzchen. Weihnachtsmärkte öffnen und die Zeit der Besinnlichkeit beginnt. Am heutigen internationalen Tag der Menschenrechte soll es aber um etwas anderes gehen als um Weihnachtsmärkte. Es soll eine Erinnerung sein an die Unterzeichnung der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.

Kommentare unter unserer Meldung zur neuen Flüchtlingsunterkunft in Tholey zeigen, dass die Menschen auch im St. Wendeler Land nicht mehr nur Solidarität empfinden. Ein paar der Top-Kommentare:

„Die jungen Männer mit tollen Handys brauchen ja auch unsere Hilfe.

Kommen her mit Ausweis, den Sie vorher wegwerfen…

Die Herrschaften wissen schon bescheid, wenn sie hierher kommen und Zuflucht suchen.“

 

„Man kann nur hoffen, dass sie bald arbeiten.“

„Super , alles schön neu einrichten. Jeder noch ein Handy und erst mal ab zum Arzt. Deutschland hat Asche ohne Ende.“

„Bitte genug Parkplätze für SUV und ausreichend Kaviar besorgen. Danke.“

„Zu den Menschenrechten gehören bürgerliche und politische Freiheits- und Beteiligungsrechte, unter anderem das Recht auf Leben, das Verbot der Folter, die Religions-, Versammlungs- und Meinungsfreiheit oder die Gleichheit vor dem Gesetz. Es gibt auch wirtschaftliche, soziale und kulturelle Menschenrechte, etwa die Rechte auf Arbeit, Wohnen, Gesundheit oder Bildung.“ (Institut für Menschenrechte)

Gerade zur aktuellen Zeit sticht das Diskriminierungsverbot im Bereich der bürgerlichen Beteiligung hervor.

Wir erlebten eine weitere Flüchtlingskrise ähnlich zu der im Jahr 2015. Und doch so anders.

Im Jahr 2015 stellten fast 450.000 Menschen einen Antrag auf Asyl. Im Jahr 2022 stellten jedoch nur 134.908 Geflüchtete einen Asylantrag.

„Migranten zweiter Klasse“?

Diesen Ausdruck hörte man im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine immer häufiger. Flüchtlinge aus dem Irak, Syrien und Afghanistan mussten ihre Unterkünfte für Ukrainier:innen räumen. Sozialleistungen wurden schneller genehmigt und es gibt sogar Hartz-V anstelle der Asylbewerber-Leistungssätzen.

Nicht nur in der Politik zeigt man Solidarität zu den Geflüchteten. Auch wir empfangen die Flüchtlinge mit offenen Armen.

Doch woher kommt diese Willkommenskultur, die Menschen aus anderen Kriegsgebieten teilweise verwehrt bleibt?

Diese Frage lässt sich nicht einfach klären. Manche Psycholog:innen vermuten, es liege an der Hautfarbe der Flüchtlinge. Man identifiziere sich besser und einfacher mit Menschen, die ähnlich aussehen, wie man selbst.

Ebenfalls spiele die geographische Nähe zum Herkunftsland eine entscheidende Rolle. Es schien nie denkbar, dass ein Krieg in Europa ausbrechen würde und Europäer:innen zu Flüchtlingen werden könnten.

All das können Gründe für die größere Gastfreundschaft sein. Zu Beginn zumindest. Seit Februar nimmt Deutschland nun Flüchtlinge aus der Ukraine auf. Solidarisch als EU-Nachbarland.

Die Solidarität der Bevölkerung ebbte jedoch nach einigen Monaten ab.

Zunächst sah man überall Spendenaufrufe, um die Ukraine zu unterstützen. Die gibt es ohne Frage immer noch, jedoch haben die Spenden ein deutlich geringeres Ausmaß als noch zu Beginn.

Auch im Bereich des Ehrenamtes gibt es immer weniger helfende Hände. Gerade Dolmetscher:innen fehlen.

Die hohen Preise und die Inflation, die mit dem Ukraine-Krieg einhergehen, schränken natürlich ebenfalls die Solidarität ein. Es ist nicht mehr möglich viel finanzielle Unterstützung zu leisten, wenn man selbst die hohen Kosten decken muss.

Verschwinden Spendenaufrufe aus unserem Blickfeld und werden nur noch zu einer Randnotiz, so sinkt auch der Solidaritätsgedanke drastisch.

Die Hoffnung besteht jedoch weiterhin, dass ein Teil der Menschen weiterhin die Flüchtlinge unterstützt. Dafür benötigt es auch keine finanziellen Maßnahmen, wenn man diese nicht entbehren kann.

Gerade in der Weihnachtszeit und der Zeit der Besinnlichkeit kann man anderen Menschen eine Freude machen. Man kann Solidarität zeigen ohne Geld auszugeben. Ein paar Stunden Zeit und ein bisschen ehrenamtliches Engagement hilft nicht nur Flüchtlingen.

Man kann zu Weihnachten auch einfach ein Lächeln verschenken.

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