Fleischlos glücklich- ein Interview mit Veganerin Sarah L.

Nun sind wir im neuen Jahr längst angekommen und haben unsere guten Vorsätze sicher schon umgesetzt oder doch nicht? Wer von euch hat sich fest vorgenommen ab dem neuen Jahr gesünder zu leben? Was haltet ihr von einer vegetarischen oder sogar veganen Ernährungsweise? Wir haben mit der 35- jährigen Studienrätin Sarah L. aus Bliesen über ihren veganen Lebensstil gesprochen. Wenn ihr mehr darüber erfahren wollt, dann schaut euch das folgende Interview einmal genauer an:

Sarah, seit wann ernährst du dich vegan? Wirst du auch mal schwach?

„Seit ich 14 Jahre alt bin, ernähre ich mich vegetarisch. Vor vier Jahren begann ich mich, vegan zu ernähren. Anfangs mit wenigen vegetarischen Ausnahmen. Nun seit mehr als einem Jahr ernähre ich mich rein vegan. Damals hatte ich eine Freundin, die Vegetarierin war und mich dazu inspirierte, mich mit einer fleischlosen Ernährung bewusst auseinanderzusetzen. Ich befasste mich intensiv damit,  was eigentlich geschieht, damit ein Stück Fleisch auf meinem Teller landet. Ich habe viel recherchiert und viel über Tierleid und Ernährung gelesen. 

Tatsächlich hatte ich nur ein einziges Mal direkt am Anfang der Ernährungsumstellung in meiner Teenagerzeit einen „Fleischrückfall“ wegen eines „Fleischkäswecks“. Das war dann aber seit 21 Jahren auch das erste und letzte Mal. Seitdem habe ich nie mehr den Gedanken gehabt, Fleisch essen zu wollen.“

Du bist also nie neidisch, wenn deine Mitmenschen saftige Burger, leckere Salamipizza oder ein delikates Schnitzel neben dir essen? 

„Ein ganz klares Nein, ich könnte diese Dinge ja essen, wenn ich wollte, aber meine Werte sind mir wichtiger.  Ich weiß zwar noch wie das schmeckt, aber ich habe nie den Gedanken, dass ich jetzt mal Fleisch essen möchte. Außerdem ist mein Essen mindestens genau so lecker.“

Wie stehen deine Familie, deine Freunde und Bekannten zu deiner veganen Einstellung? 

„Das ist ganz unterschiedlich. Die einen bewundern es, die anderen können und wollen es nicht verstehen. Zu den Standardmeinungen gehören Aussagen wie: ‚Das ist ungesund, davon bekommst du Mangelerscheinungen‘ usw.. Aber davon habe ich mich nicht beirren lassen. Ich habe mich gut informiert und das überzeugt mich eindeutig mehr. Ab und zu fliegen auch mal blöde Kommentare, aber das ist nicht schlimm. Ich lebe so wie ich mich wohl fühle. Viele finden meinen Lebensstil  gut, sagen aber, dass sie es selbst nicht schaffen würden, weil sie sich gar nicht vorstellen können, was ich überhaupt esse. Da merke ich dann oft, dass sich einige Leute noch gar nicht richtig mit dem Thema befasst haben.“

Sarah, mal ganz konkret, warum hast du dich dann dazu entschieden dich vegan zu ernähren? 

„Tiere sind Lebewesen wie wir Menschen und ich bin der Meinung, dass wir nicht das Recht haben in das Leben anderer einzugreifen, deshalb ernähre ich mich rein pflanzlich. Wenn beispielsweise eine Milchkuh ihr Leben lang Milch produziert, ist das keine natürliche Lebensweise. Wenn ein Tier getötet wird, damit wir Menschen es verzehren können, kann ich das mit mir nicht vereinbaren. Was kann daran richtig sein, dass ein Tier ebenso getötet wird,  wenn es seine Produktionsleistung nicht mehr erreichen kann? Ich kann nicht einfach die Augen vor dem verschließen, was überall auf der Erde passiert. Der Mensch schätzt die Tiere und die Natur einfach zu wenig.“

Spielt das Thema Klimaschutz bei deiner veganen Lebensweise eine Rolle? 

„Ich bin ein sehr umweltbewusster Mensch, ich  gehe viel zu Fuß und fahre oft Fahrrad. Zudem versuche ich ressourcenschonend zu handeln und habe mit anderen Kollegen an meiner Schule ein Nachhaltigkeitsteam gegründet. Der Umweltschutz ist nicht der Grund, dass ich mich vegan ernähre, aber dennoch kann eine vegane Ernährung  zum Umweltschutz beitragen. Es werden Wälder abgeholzt um Tierfutteranbaugebiete zu fördern, um einen Kilogramm Fleisch zu produzieren, werden 15.000 Liter Wasser benötigt, usw.“

Dein Handeln ist ja vorbildlich, Sarah. Verurteilst du denn Menschen, die tierische Produkte konsumieren? 

„Nein absolut nicht . Ich bin niemand, der versucht andere Menschen zu missionieren oder zu überzeugen, aber dennoch finde ich es schade und unverständlich, wenn man vor den gegebenen Situationen wie Tierleid und der aktuellen Umweltsituation die Augen verschließt. Man muss nicht die Extremform wie die vegane Ernährungsform wählen, aber man sollte einfach bewusster darüber nachdenken. Wo kommt mein Fleisch her, das ich kaufe? Muss ich wirklich beim Massendiscounter einkaufen oder besorge ich mir doch vielleicht lieber etwas beim regionalen Bauern, um die Ecke, den ich vielleicht sogar kenne und von dem ich weiß, dass er gut mit Tieren umgeht?“

Wenn es deine Aufgabe wäre einen Menschen, der ein Leben lang Tierprodukte isst, davon zu überzeugen sich vegan zu ernähren, was würdest du ihm/ihr sagen wollen? 

„Schau dir an, wie Tiere gehalten werden oder  informiere dich doch mal über die gesundheitlichen Risiken von vermehrtem Fleischkonsum. Statt viel zu sagen, würde ich gerne mehr zum Denken durch Visualisierung des Tierleidens anregen. Es gibt einige interessante Dokumentationen zu diesem Thema.“

Sarah, welche positiven Auswirkungen hat deine Ernährungsweise auf Körper und Psyche?

„Ich bin fast nie krank, bin fröhlich, fühle mich stets munter, leicht,  fit und agil.“

Wie sieht es mit negativen Auswirkungen auf Körper und Seele aus? Hast du Mangelerscheinungen?

„Ich habe einen minimalen Eisenmangel, der aber nicht unbedingt von meiner veganen Ernährungsform kommen muss. Ich nehme täglich Vitamin B12 zu mir, sonst aber nichts.

Wenn ich mal Lust auf ein Kaffeestückchen habe ist das zugegebenermaßen nicht so einfach. Die Verfügbarkeit solcher Leckereien ist erschwert, weil ich sie selbst backen muss oder dafür in mein veganes Lieblingscafé nach Saarbrücken fahren muss. Dennoch nehme ich die Situation aber nicht so wahr, dass ich einen krassen Verzicht leben müsste. Ich esse fast all das, was andere auch essen. Klar, muss ich schauen, wo ich mir mein veganes Brot oder den veganen Joghurt kaufe, aber das ist okay. Ich esse Pfannkuchen, Pizza, Reis, Nudeln mit veganer Sahnesoße, Salat, wenig Fleischersatzprodukte, vegane Chips, Kekse, usw. Das Internet hat eine Vielzahl an Rezeptmöglichkeiten, das ist super. Verschiedene Läden bieten immer mehr vegane Produkte und süße Leckereien an und auch viele Restaurants haben mittlerweile vegane Gerichte im Sortiment, also wenn man es wirklich will, dann gibt es genug Möglichkeiten es durchzuziehen.“

Was machst du denn auf Geburtstagen, Partys und ähnlichen Feierlichkeiten? Ist da immer etwas zu essen für dich dabei?

„Oft bringe ich selbst etwas mit. Aber wenn nichts Veganes für mich da ist, ist das gar kein Thema. Ich bin da sehr unkompliziert.“

„Vegan essen ist teurer, macht mehr Arbeit und kostet mehr Zeit!“, was meinst du zu dieser Aussage, stimmt das deiner Meinung nach?

„Teurer ist es auf jeden Fall dann,  wenn man sich sämtliche Fleischersatzprodukte  kauft. Vegane Milch ist zum Beispiel auch teurer als Kuhmilch. Dass aber Kuhmilch mittlerweile viel zu günstig ist, liegt eben auch an einem Fehler in unserem System.  Mehr Zeitaufwand muss man schon investieren, weil  man oft für sich selbst kochen muss.  Wenn man aber sowieso jemand ist, der fast jeden Tag und auch noch gerne kocht, ist das kein Hindernis. Beim Lieferservice sollte man einfach nachfragen, da bekommt man auch vegane Gerichte.“

Zoobesuche, Leder und Pelz etc. Ja oder Nein?

„Nein. Ich gehe nicht in Zoos oder Tiergehege, trage keinen Pelz und versuche Leder zu vermeiden. Irgendwo  gibt es immer Grenzen, aber da, wo ich Tierleid bewusst vermeiden kann, tue ich es. Ich benutze ebenso tierversuchsfreie Kosmetik und veganes Duschgel.“

Was würdest du gerne unseren Leserinnen und Lesern sagen, die gerade darüber nachdenken ihre Ernährung  eventuell auf vegan umzustellen? 

„Guter Plan. Informiert euch über diese Ernährungsweise und traut euch, euch auf etwas Neues und etwas, das euch gut tut, einzulassen. Lasst euch nicht von heute nicht mehr tragbaren Theorien, wie zum Beispiel, dass der Mensch tierische Proteine brauche, einschüchtern. Es muss nicht immer die Extremform sein. Großes entsteht ja bekanntlich im Kleinen.  Gebe ich vielleicht auch mal etwas mehr Geld für mein Fleisch aus? Muss ich wirklich jeden Tag Fleisch essen? Fahre ich jeden Tag mit dem Auto oder nehme ich öfter vielleicht mal das Fahrrad? Muss ich ganzjährig Erdbeeren essen oder greife ich auch mal mehr auf regionale Produkte zurück? Geht es an!“

„Manchmal beginnt ein neuer Weg nicht damit, Neues zu entdecken, sondern damit, Altbekanntes mit ganz anderen Augen zu sehen.“ [Unbekannter Autor]


Weitere interessante Artikel:

ANZEIGEN

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Blätterbarer Katalog-2025 mit 16 Seiten: