„Das schöne am Handwerk? Ganz einfach, dass ich Abends sehe, was ich gemacht habe. Das macht einen schon auch stolz!“ Man könnte meinen Elias Jose habe diesen Satz aus einem Lehrbuch auswendig gelernt. Aber so bestätigend, wie seine Mit-Azubis nicken, wird einem direkt klar, dass sie es ernst meinen.
Luca-Manuel Folz, Elias Jose und Tobias Leiß sind Auszubildende bei Heizung und Sanitär Norbert Hoffmann in Oberthal. Und damit schon fast Exoten ihres Alters. „Heute wollen alle Abitur machen und studieren, da macht sich keiner mehr die Hände dreckig“, erzählt Norbert Hoffmann. Und schon blicken die Jungs ertappt auf ihre Hände. So richtig sauber sind die nach dem Arbeitstag nicht mehr. Aber es wurden Probleme gelöst, Neues gelernt und das Grinsen wenn sie von ihrer Arbeit erzählen, sieht man sogar durch die Maske hindurch. So schlecht scheint das Handwerk also gar nicht zu sein.
Doch warum lernen so wenige noch ein Handwerk? Warum machen sich Politik und Wirtschaft so große Sorgen um Fachkräfte und Nachwuchssicherung? Gerade hier im Landkreis St. Wendel, wo kleine und mittelständige Unternehmen, vor allem im Handwerk, als Motor der Wirtschaft angesehen werden. Faktoren gibt es hierzu genügend, wie Norbert Hoffmann erzählt. Zum einen hätte man lange Zeit in der Gesellschaft studieren als das Non-Plus-Ultra angesehen. Durch stetige Technologiesierung wären vor allem IT-ler gefordert und ausgebildet worden. Für jungen Menschen wurden neue Berufe, die vor allem in der Medienwelt erschaffen wurden, attraktiver. Und während das Handwerk immer noch als schlecht bezahlt gilt, könne man hier vom Schreibtisch aus das große Geld machen. Doch für den Heizungsbaumeister gibt es noch ein anderes Problem. Denn in gewisser Weise seien die Betriebe selbst schuld daran, dass kaum junge Menschen mehr eine Ausbildung anfangen. In der Gemeinde Oberthal gäbe es 3 Heizungsbauer, wobei er der einzige ist, der überhaupt noch ausbildet. In anderen Bereichen und Gemeinden sieht es genauso aus. Überall werden händeringend Fachkräfte gesucht, aber ausbilden will sie kaum mehr einer.
Denn eine Ausbildung bedeutet nicht nur für die jungen Menschen selbst einiges an Arbeit.
Da geht auch mal was schief, man muss oft Schritte mehrfach erklären, die für einen selbst völlig logisch sind, Sachen dauern länger und dann kommt auch noch ein Berg an Bürokratie auf einen zu. Auch aus Unternehmenssicht klingt eine Ausbildung nicht nur attraktiv.
Da aber insbesondere die Fachkräftesicherung Fachkräftesicherung in den nächsten Jahren das große Thema im Landkreis St. Wendel ist und bleibt, greift der Ausbildungs- und Fortbildungsförderverein e.V. den Betrieben hier unter die Arme. Der Verein beschäftigt sich mit der Planung, mit der Organisation und mit der Umsetzung von Ausbildung. Sie wirken dabei sowohl auf der betrieblichen Seite als auch auf der Seite der Auszubildenden. So wird den Betrieben mit der Bürokratie geholfen und den Auszubildenden bei schulischen oder auch persönlichen Problemen. Wie gut das funktioniert merkte auch Luca-Manuel. Er kam in den vergangenen Wochen nicht so gut mit dem Homeschooling an der Berufsschule klar, also meldete er sich bei Stefan Kunz vom AFFV und direkt wurde jemand gefunden, der ihm jetzt an Samstagen Nachhilfe gibt. Für ihn eine gute Möglichkeit seine Ausbildung bestmöglich absolvieren zu können.
Doch für die Unternehmen hat die Ausbildungskooperation mit dem AFFV auch finanzielle Vorteile. So kann sie aufgrund einer Kooperationsvereinbarung zwischen dem AFFV und der Kommunalen Arbeitsförderung – Jobcenter gefördert werden. In diesen Fällen übernimmt der AFFV 30% der Bruttoausbildungsvergütung, sowie 30% der Kosten für Schulungen, Lehrgänge und Prüfungen. Der Betrieb hat dann lediglich 70% der Ausbildungskosten zu tragen. Durch diese Möglichkeit haben auch kleine Betriebe die Möglichkeit für ihre Zukunft vorzusorgen und Fachkräfte gut auszubilden, die auf die Bedingungen im Unternehmen optimal vorbereitet sind.
Doch wollen gut ausgebildete Mitarbeiter nicht auch immer weg, wie es eine geläufige Meinung ist? Für die Azubis bei Norbert Hoffmann zumindest, gilt dies nicht. Weder planen sie bei anderen zu arbeiten, noch wollen sie sich selbstständig machen. „Machen was er macht? Nene, er muss so oft noch Abends ins Büro, wenn wir schon heimgehen. Das will ich nicht“, damit fasst Tobias Leiß die Gedanken seiner Kollegen recht plakativ zusammen. Für die drei ist ihr Beruf perfekt, aber auf Bürokratie können sie gut verzichten. Dafür aber nicht auf die Vielfalt die sie im Handwerk erleben.
Tag um Tag entstehen neue Herausforderungen. „Kein Tag ist wie der andere. Das ist toll und macht unseren Job sehr abwechslungsreich“, schwärmt Luca-Manuel. Für Elias war das sogar ein Grund seinem besten Freund zum Handwerk zu raten. „Er war immer unzufrieden bei seinen unterschiedlichen Jobs im Einzelhandel, also hab ich so oft was gesagt, bis er jetzt auch als Heizungsbauer anfing“
Also: „einmal Handwerk immer Handwerk“, wie Tobias es ausdrückt. Und vielleicht hat das Handwerk mit solchen Paradebeispiele auch doch noch eine Zukunft.