Was würden Sie sagen, wer ist für Sie der „Greatest of All Time“ (GOAT) – also der größte aller Zeiten? Wer hat die größten Leistungen vollbracht, wer hat die Geschichte der Menschheit am meisten geprägt und verändert? Ein Wissenschaftler wie Albert Einstein oder Marie Curie? Ein Philosoph oder Gelehrter wie Aristoteles oder der heilige Augustinus? Ein genialer Künstler wie Michelangelo oder Leonardo da Vinci? Ein mächtiger Herrscher wie Julius Cäsar oder Karl der Große? Ein spiritueller Führer wie Johannes Paul II. oder der „Dalai Lama“? Oder ein Friedens- und Bürgerrechtsaktivist wie Mahatma Gandhi oder Martin Luther King?
Zumindest im Fußball scheint die GOAT-Frage geklärt, so war es jedenfalls in dieser Woche häufig zu lesen. Nach dem Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft mit der argentinischen Nationalmannschaft sei dies angeblich Lionel Messi – der ohne Frage einer der größten Fußballer der Geschichte ist. Nachdem Messi mit seinem zweiten Final-Tor seine Mannschaft zum zweiten Mal auf die Siegerstraße gebracht hatte, bekreuzigte sich Katholik Messi und deute mit seinen Zeigefingern zum Himmel. Er habe gewusst, dass Gott ihm diesen Sieg schenken werde, gab der Superstar nach dem Spiel zu Protokoll. Messi verwies damit im Moment seines größten Triumphs nicht auf sich, sondern auf jemand anderen: Jesus Christus – der wahre GOAT?
An Weihnachten feiern Christen die Geburt von Jesus von Nazareth. Christen sehen in Jesus, wie Gott ist. Christen glauben, dass Gott mit Jesus Mensch geworden ist und Jesus damit wahrer Gott und wahrer Mensch ist. Unabhängig davon, ob man diesen Glauben teilt: Unbestreitbar ist, dass seine Geburt, dass sein Wirken den Lauf der Geschichte der Menschheit für immer verändert hat – so sehr wie niemand davor oder danach. Mit der Geburt von Jesus Christus hat im wahrsten Sinne des Wortes eine neue Zeitrechnung begonnen: Die Geschichte der Welt unterteilt sich bis heute in eine Zeit vor Christus und in eine Zeit nach Christus. Bis heute – im Jahr 2022 nach Christus – wird die Geburt von Jesus Christus alle Jahre wieder auf der ganzen Welt gefeiert.
Unsere abendländische, westliche Kultur wurde durch sein Leben und seine Lehren sowie das daraus hervorgegangene Christentum grundlegend beeinflusst und geprägt. Das Christentum beeinflusste zum einen unsere Musik, unser Brauchtum und unsere Sonn- und Feiertagskultur. Das Christentum beeinflusste auch unsere Kunst und Architektur. Ob Tholey, St. Wendel oder Köln: Bis heute werden die meisten unserer Orts- oder Stadtbilder von Kirchen und Kathedralen geprägt.
Und vor allen Dingen prägte das Christentum unsere grundlegenden Vorstellungen von Ethik und Recht. Für uns ist es heute beispielsweise unvorstellbar, dass im alten Rom dem Familienvater noch das Recht zustand, neugeborene Kinder abzulehnen. Diese Kinder wurden dann – beispielsweise, weil sie behindert oder Mädchen waren – ausgesetzt oder gar getötet. Erst gegen Ende des 4. Jahrhunderts nach Christus wurde diese Praxis unter christlichem Einfluss verboten.
Nach dem christlichen Menschenbild hat jeder Mensch als Geschöpf Gottes unveräußerliche Würde. Jesus ruft die Menschen daher dazu auf, Frieden zu stiften und auf Gewalt zu verzichten: „Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin“ (Matthäus 5,38). Er fordert Barmherzigkeit und Nächstenliebe – ja sogar Feindesliebe: „Ihr aber sollt eure Feinde lieben und sollt Gutes tun, auch wo ihr nichts dafür erhoffen könnt“ (Lukas, 6,35). Und als Grundsatz für den richtigen Umgang mit anderen Menschen stellte Jesus die „Goldene Regel“ auf: „Alles was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen!“ (Matthäus 7,12).
Aus dem christlichen Glauben an einen Schöpfergott entwickelte sich im Zeitalter der Aufklärung die Idee des Naturrechts und die Idee der Menschenrechte. Diese beinhaltet die Überzeugung davon, dass jeder Mensch als Geschöpf Gottes „von Natur aus“ und unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Ethnie, Alter, Entwicklungsstand, Nutzen, Ort oder Zeit mit gewissen unveräußerlichen Rechten ausgestattet ist.
Dieses Denken bestimmte Vordenker und Vertreter der Aufklärung wie Hugo Grotius (1583-1645), Samuel Pufendorf (1632-1694) oder John Locke (1632-1704), die alle bekennende Christen waren und die in ihren Schriften auf die Bibel sowie das Leben und die Lehren von Jesus Christus – wie das Liebesgebot und die Goldene Regel – Bezug nahmen.
Die naturrechtliche Begründung der Menschenrechte zeigt sich auch in der 1776 von Thomas Jefferson (1743-1826) verfassten amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, in der ausdrücklich auf Gott als „Schöpfer“ Bezug genommen wird:
„Folgende Wahrheiten bedürfen für uns keines Beweises: Dass alle Menschen gleich geschaffen sind; dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten ausgestattet sind; dass dazu Leben, Freiheit und das Streben nach Glück gehören; dass zur Sicherung dieser Rechte Regierungen unter den Menschen eingesetzt sind, die ihre rechtmäßige Autorität aus der Zustimmung der Regierten herleiten“.
Und auch unser Grundgesetz bekennt sich in seiner Präambel (Einleitung) zum Naturrecht, indem es feierlich erklärt:
„Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen (…) hat sich das deutsche Volk (…) dieses Grundgesetz gegeben.“
Weil es einen Gott gibt, der die Menschen gottesebenbildlich geschaffen hat, hat jeder Mensch von Natur aus unantastbare Würde (Art. 1 Absatz 1 Satz 1 des Grundgesetzes). Und weil die Würde des Menschen unantastbar ist, bekennt sich das deutsche Volk in Art. 1 Absatz 2 des Grundgesetzes „zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.“
Die naturrechtliche Basis grundlegender Wertvorstellungen der westlichen, freien Welt wollten die USA auch dadurch deutlich machen, indem sie 1956 die aus der US-Nationalhymne entnommene Formulierung „In God We Trust“ (Auf Gott vertrauen wir) zu ihrem offiziellen Wahlspruch erklärten. Zu Beginn des „Kalten Krieges“ wollte man sich auf diese Weise ganz bewusst von dem „gottlosen“, kommunistischen System der Ostblock-Staaten abgrenzen.
Weihnachten gilt vielen als die schönste Zeit des Jahres. Man kommt zusammen als Familie. Genießt gutes Essen, leckere Plätzchen oder schöne Musik. Tannenbäume schmücken unsere Wohnzimmer. Die Lichter am Weihnachtsbaum weisen uns hin auf das Licht der Welt: Jesus Christus, dessen Geburt Christen an Weihnachten feiern. Die grünen Tannenzweige symbolisieren Hoffnung, Leben und Ewigkeit. Und die Geschenke unter dem Baum können uns daran erinnern, was für ein Geschenk es doch ist, dass dieser Jesus in unsere Welt getreten ist. Dass er mit seinen Lehren unsere Welt auf so vielfältige Weise positiv geprägt hat und bis heute beeinflusst.
Frohe Weihnachten!