Der gemeinsamen Einladung der Bürgerinitiative „Wir für den Wald“ und dem Landesverband Saar Waldschutz e.V. sind trotz eisiger Temperaturen rund 30 Waldinteressierte in den Winterbacher Wald gefolgt.
Es ist für viele nichts Neues: Der Wald ist in einer großen Krise. Die Auswirkungen der Klimaveränderung, wie z. B. zunehmende Trockenheit, machen ihm deutlich zu schaffen. Aber auch nicht mehr zeitgemäße und damit nach Meinung der Veranstalter fehlgeleitete forstwirtschaftliche Praxis tragen dazu bei, dass derzeit Nadelbäume und zunehmend auch Laubbäume wie Buchen unter Stress geraten.
„Wir können nicht dem Wald unseren Willen aufdrücken.“, so der Referent der Waldbegehung und Landesvorsitzender des LV SaarWaldschutz e.V., Klaus Borger.
Die Waldbegehung zielte darauf ab, die notwendige Kurskorrektur in der forstwirtschaftlichen Praxis zu benennen und aufzuzeigen, wie eine neu ausgerichtete Waldnutzung aussehen könnte. Ein mit geeigneten naturgemäßen Methoden bewirtschafteter „Wald der Zukunft“ wäre klimaresistent. Er könnte den Folgen des Klimawandels Stand halten und so uns allen dienen, indem er uns lebenswichtige Ressourcen zur Verfügung stellt.
So wie landesweit zu sehen, gibt es auch im St. Wendeler Wald Flächen mit Kahlschlag, also z. T. große Flächen, wo vom Borkenkäfer befallene Nadelbäume gefällt wurden. Dazu machte der Landesvorsitzende eine klare Aussage: „Mit der Motorsäge kann der Borkenkäfer nicht bekämpft werden.“ Gemeint ist, dass der Reflex, durch Kahlschläge das Borkenkäferproblem zu lösen, nicht zum Ziel führt.
Ursächlich für das großflächige Absterben der Nadelbäume ist zum einen der Klimawandel und die damit einhergehende Trockenheit, zum anderen sind es forstwirtschaftliche Fehler der Vergangenheit. So wurden in Monokultur ganze Plantagen von z. T. standortfremden Nadelbäumen angepflanzt. Die Natur korrigiert nun diese Fehler. Nach Einschätzung des LV SaarWaldschutz e.V. komme es nun darauf an, wie mit dieser Tatsache umgegangen wird. „Wenn dies dazu führt, dass die gleichen Fehler wiederholt werden, indem wieder nicht einheimische Nadelbäume nachgepflanzt werden, haben wir absolut nichts dazu gelernt.“ Auf der besichtigten Kahlfläche wurden jedoch nicht einheimische Douglasien angepflanzt.
Bedenklich also, dass vor dem Hintergrund zunehmender Trockenheit und Wassernotstand weiterhin auf Nadelbäume gesetzt wird. Umso fraglicher wird diese Entscheidung vor der Tatsache, dass dieser „Brotbaum in spe“ gerade zahlreich in Deutschland abstirbt. Hinzu kommt noch, dass das betreffende Waldgebiet in der Schutzzone 2 des Wasserschutzgebiets Winterbach / St. Wendel liegt. Alleine aus dieser Tatsache heraus sollten Neuanpflanzungen von Nadelbäumen sowieso unterbleiben, da sie die Versauerung des Grundwassers begünstigen. Beide Verbände fordern einen verantwortungsbewussteren Umgang mit den überantworteten Ressourcen und nehmen dabei die gewählten Volksvertreter in den Blick.
Die Frage drängt sich auf, wieso mit Steuergeld Setzlinge gekauft und gesetzt werden, die möglicherweise auf der Kahlschlagfläche aufgrund Sommertrockenheit sowieso nicht angehen. Und wieso werden nicht die Samen der Waldbäume genutzt, die kostenlos zur Verfügung stehen? Hinzu kommt, dass die Setzlinge aus der Baumschule während der Trockenheit sowieso schon im Nachteil sind, da sie auf Grund von wiederholten Wurzelrückschnitten kein gesundes Wurzelwerk mehr ausbilden. Dies ist gerade bei Baumarten mit Pfahlwurzeln (z.B. Eiche und Weißtanne) besonders problematisch.
Der Wald der Zukunft beginnt im Umdenken der Verantwortlichen. Bereits 1990 hat das Bundesverfassungsgericht die zentrale Funktion des Waldes für unser Klima und die Erholungsfunktion in den Vordergrund gerückt. Leider ist immer noch die Holznutzung der einzige Fokus von Stadt und Forstverwaltung. Da befindet man sich nach Auffassung der BI und des LV auf dem Holzweg. „Wald ist mehr als Forst und ein Baum ist mehr als ein Klafter Holz“, so Klaus Borger weiter. Es muss endlich der Wald als das angesehen werden, was er ist: Daseinsfürsorge für uns und unsere Nachkommen. Dieser Verantwortung müssen sich alle Beteiligten bewusst sein, wenn sie jetzt die Weichen für den „Wald der Zukunft“ stellen. Wenn Bäume gepflanzt werden, die im Zweifel stehen, ob sie möglicherweise nur 30 bis 40 Jahre überleben, ist das nicht in Ordnung.
Die Mitglieder der BI wünschen sich mehr Mitsprache bei ihrem Wald. Der Stadtrat beschließt über die Nutzung des Stadtwaldes St. Wendel sowie die eingesetzten Methoden. Die BI würde es begrüßen, wenn bei den forstwirtschaftlichen Experten der Stadt kritisch nachgefragt würde, warum denn entsprechende Maßnahmen notwendig sind und andere unterlassen werden. Ein gangbarer Weg wäre z. B. auch ein Mittelweg zu gehen. Anstatt eines Kahlschlages oder dem anderen Extrem, befallene Bäume stehen und absterben zu lassen, könnte eine Teilnutzung eine echte Alternative darstellen. Dabei werden einzelne Bäume gefällt und das Holz genutzt und der Rest stehen gelassen. Unter dem Totschirm der abgestorbenen Bäume wachst dann eine neue Generation heran.