Eine 22-köpfige Delegation aus dem südbrasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul besuchte am Donnerstag, 17. August, und Freitag, 18. August, den Landkreis Sankt Wendel.
Zwischen Rio Grande do Sul und dem Landkreis Sankt Wendel gibt es seit Jahren vielfältige Kontakte, unter anderem auch drei offizielle Partnerschaften: zwischen der Stadt St. Wendel und dem Munizip São Vendelino (seit 2003), der Gemeinde Nohfelden und dem Munizip Feliz (seit 2013/2014) sowie der Gemeinde Tholey und dem Munizip Alto Feliz (seit 2016/2017). Neben dem Landtagsabgeordneten Elton Roberto Weber sind auch viele Kommunalpolitiker:innen mit ihm in unseren Kreis gekommen. Grund dafür ist die Auswanderung der ersten deutschen und vor allem saarländischen Bürger:innen, die nächstes Jahr ihr 200 jähriges Jubiläum feiert. Am 25.07.1824 sind erstmalig 39 Personen, auch aus Tholey und Nohfelden, in die brasilianische Region ausgewandert. Ungefähr zur gleichen Zeit entstand dann auch unser Kreis St. Wendel.
Die Delegation besuchte den Bostalsee und hörte dort einen Vortrag über den Tourismus in unserem Landkreis. Danach ging die Reise weiter in die Gemeinden Nohfelden und Tholey, wo die Besucher:innen über den Klimaschutz und die Nachhaltigkeit informiert wurden. Zum Abschluss des Tages wurde die Delegation durch die Abteikirche und den Klostergarten geführt.
Am Freitag folgte dann zunächst eine Pressekonferenz und weitere Vorträge über den Klimaschutz und die Nutzung von Wasserstoff im Saarland.
Bei der Pressekonferenz standen vor allem die Möglichkeiten im Fokus, die durch solche Freundschaften möglich werden. Die gemeinsame Geschichte soll nun in die Neuzeit übertragen und durch die Partnerschaften gestärkt werden. Besonders liegt hier der Fokus auf der Jugendarbeit, dem Jugend- und Kulturaustausch zwischen St. Wendel und den Partnergemeinden. Was viele hier in Deutschland nicht wissen, ist, dass durch die Einwanderung nach Brasilien viele ältere Menschen bis heute unseren saarländischen Dialekt sprechen und Deutsch verstehen. Auch in den Schulen wird Deutsch als Fach unterrichtet. Die brasilianischen Jugendlichen werden ab dem 3. Schuljahr darin unterrichtet und erlangen so auch die Möglichkeit sich mit Familienmitgliedern, die aufgrund der Einwanderung kein Portugiesisch sprechen, zu verständigen. Sogar der Gottesdienst wird bilingual abgehalten und es gibt jeweils eine Messe auf Deutsch und eine auf Portugiesisch.
Im Bereich des Tourismus sprach die Vorsitzende der „Rota Romântica“ Terezinha Marina Haas. Entlang der romantischen Straße finden sich zahlreiche schöne und landschaftliche Sehenswürdigkeiten, die die Region zu etwas besonderem machen. Aktuell arbeiten nur 14 Landkreise dort touristisch zusammen. Diese Zusammenarbeit soll möglichst auf alle 497 Landkreise ausgeweitet werden. Frau Haas sagt dazu: „Wir wollen eine Brücke bauen zwischen den Landkreisen“. Nach dem Besuch am Bostalsee nehme sie die Informationen und Strukturen mit und werde sie auch in Brasilien versuchen umzusetzen. Durch die Zuwanderung gibt es einen saarländischen, bayrischen und rheinland-pfälzischen Teil der romantischen Straße und auch dorthin soll die Brücke weitergehen. Die zwei anderen Bundesländer sind ebenfalls noch Station auf der Reise der brasilianischen Delegation.
Da die Region um Rio Grande do Sul 100mal so groß ist, wie das Saarland will man die Kooperation nicht nur in St. Wendel stärken sondern auch saarlandweit kooperieren. Dazu haben die brasilianischen Landtagsabgeordnete und der Gouverneur ein Papier verfasst, welches den Wunsch enthält eine Partnerschaft mit dem Saarland einzugehen. Udo Recktenwald versprach dies an die Ministerpräsidentin Anke Rehlinger weiterzugeben.
Ein Gegenbesuch in Brasilien sei auch geplant damit der Austausch weiterhin bestehen bleibt und gestärkt wird.
Die Verständigung der Delegation gelang über eine Dolmetscherin und dem Vorsitzenden des deutsch-brasilianischen Freundeskreis e. V. Klaus Lauck. Oftmals verstand man sich jedoch auch gut genug in unserem Dialekt. Viele Bürger:innen der dortigen Region verstehen den saarländischen Dialekt und sprechen ihn auch noch. Genau weil man sich eben auch so verstehen kann und, weil die beiden Regionen in Brasilien und hier in St. Wendel, so eng historisch miteinander verwurzelt sind, meint Udo Recktenwald abschließend: „Herzlich Willkommen zu Hause.“