Auf ein Bier mit Carsten

Man könnte ihn als heimlichen Kneipenkönig von St. Wendel bezeichnen. Carsten geht in Gasthäuser, trinkt etwas, sammelt Eindrücke und teilt seine Gedanken anschließend im Internet. Er hat mit seiner facebook-Seite „Carsten geht steil – der ultimative Gastrocheck in und um St. Wendel“ offensichtlichen Erfolg. Gut 680 Fans begeistert der sympathische Enddreißiger aus der Kreisstadt regelmäßig mit seinen wohlformulierten Ergüssen. Mittlerweile hat er auch schon zahlreiche Restaurants getestet. Doch was soll das Ganze? Und wie kommt man auf eine solche Idee? wndn.de hat sich mit Carsten zum Interview getroffen – in einem Gasthaus, versteht sich.

Carsten: (zur Kellnerin) „Ein Pils bitte.“

Kellnerin: „Ein Großes?“

Carsten: „Ja, groß.“

wndn.de: „Carsten, deine Seite ist auf facebook richtig angesagt. Wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen, Carsten geht steil einzurichten und Erfahrungsberichte über Kneipenbesuche zu posten?“

Carsten: „Angefangen hat alles beim St. Wendeler Stadtfest im letzten Jahr. Der bekannteste saarländische Foodblogger war vor Ort und hat etwas über unser Stadtfest geschrieben, was mir überhaupt nicht gefallen hat. Da dachte ich mir, dass man dem Paroli bieten müsse. Ich hab einfach mal zwei, drei Texte geschrieben – genauso wie der erwähnte Foodblogger, nur in schön. St. Wendel ist einfach toll und das wollte ich ihm mit meinen Berichten zeigen. Nach zwei Beiträgen wurde die Sache jedoch so groß, dass ich einfach weitermachen musste.“

wndn.de: „Überrascht dich der Erfolg der Seite?“

Carsten: „Ja, schon. Dass es vor allem am Anfang einen derart positiven Anklang gefunden hat, hat mich sehr überrascht. In den letzten paar Wochen schießt die Seite wirklich durch die Decke, wenn man bedenkt, dass es ja als Spaßprojekt angefangen hat. Das Feedback ist eigentlich immer positiv.“

wndn.de: „Wie reagieren eigentlich die Gastronomen auf deine Berichte?“

Carsten: „Auch durchweg positiv. Die meisten Gastronomen hier in der Stadt kennen mich ja und die wissen auch mit der Sache umzugehen. Es ist ja nicht so, dass ich irgendetwas Negatives schreibe – das soll auch nicht als Bewertung verstanden werden, ich gebe einfach nur meinen subjektiven Eindruck wider. Die Gastronomen nehmen das also sportlich und mit Humor. Und wenn ich Feedback von dieser Seite bekomme, fällt auch das grundsätzlich gut aus.“

wndn.de: „Gibt es so etwas wie eine Kneipenkultur in St. Wendel und falls ja, wie würdest du diese bewerten?“

Carsten: „Eine Kneipenkultur haben wir hier auf jeden Fall und ich finde die auch gut. Wobei diese Kneipenkultur, wie man sie von früher kennt, heute nicht mehr stattfindet. Ich denke da zum Beispiel an den Frühschoppen nach dem Hochamt oder die Sparschränke an der Wand. Kennt Ihr das überhaupt noch?“

wndn.de: „Da haben die Kneipengänger gemeinsam gespart, oder?“

Carsten: „Genau, das Teil hat sogar einen Namen. Das heißt Nordia Sesam. Aber diese Seiten der Kneipenkultur gibt es immer weniger – auch dass man unter der Woche abends zusammenkommt, um ein Bier zu trinken. Heutzutage setzen die Wirte eher auf Veranstaltungen, die vor allem die jungen Gäste anlocken. Eine Kneipenkultur existiert in St. Wendel zweifelsohne und ich würde sie positiv bewerten – vor allem, wenn man die Größe der Stadt bedenkt.“

wndn.de: „Was unterscheidet St. Wendel in gastronomischer Hinsicht von anderen saarländischen Städten?“

Carsten: „Das kommt drauf an. Man kann St. Wendel natürlich kaum mit Saarbrücken oder Saarlouis vergleichen, weil diese Städte einfach viel größer sind. Aber nehmen wir beispielsweise St. Ingbert, das eine ähnliche Größe wie St. Wendel hat. Den Vergleich gewinnen wir, dort werden doch um 19 Uhr schon die Bürgersteige hochgeklappt. Wenn man bei uns dienstagsabends über den Schlossplatz geht und das Wetter einigermaßen schön ist, ist das Ding rappelvoll. Und du findest auch unter der Woche immer eine Kneipe, wo man gut hingehen kann.“

wndn.de: „Also haben wir es diesbezüglich schon sehr gut hier?“

Carsten: „Ja – wobei… Wenn man die gebürtigen St. Wendeler hört, dann nicht (lacht). Die meckern auf hohem Niveau (lacht erneut). Wenn man aber vorher längere Zeit woanders verbracht hat, so wie ich, dann kommt man hierher und meint, man wäre im Paradies.“

wndn.de „Hand auf’s Herz: Hast du auch eine Lieblingskneipe?“

Carsten: „Ja!“ (lacht)

wndn.de: „Hast du eine Zukunftsplanung für Carsten geht steil oder arbeitest du vielleicht sogar schon an einem neuen Projekt?“

Carsten: „Es wird zunächst so weitergehen wie bisher, als reines Hobby. Wenn mir danach ist, drei Mal pro Woche was zu schreiben, dann mach ich das – und wenn ich mal zwei Wochen Auszeit brauche, nehme ich mir die auch. Ein paar Ideen für die Zukunft habe ich aber auch. Da denke ich zum Beispiel an Videos. Das hab ich ja vor Weihnachten schon einmal mit einer fulminanten Muschelkoch-Anleitung ausprobiert. Vielleicht wird davon bald mehr kommen. Crossover-Projekte mit anderen Bloggern find ich auch interessant. Mal sehen, was die Zukunft bringt.“

wndn.de: „Danke für das Interview. Wir übernehmen den Deckel!“

 

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