60 Jahre St. Wendeler Volkshochschule

St. Wendel. Vor 60 Jahren, genau am 9. Juli 1957, wurde die St. Wendeler Volkshochschule als eine der ersten Weiterbildungseinrichtungen im Saarland gegründet. Man hatte damals erkannt, dass es zu den kulturellen Aufgaben einer Stadt gehört, sich der Fortbildung der Erwachsenen anzunehmen, nicht nur weil das Volksbildungswesen bereits in Artikel 32 der Saarländischen Verfassung als elementarer Bestandteil der Daseinsvorsorge faktisch als Pflichtaufgabe für Staat und Kommunen verankert war. Dort heißt es: „Staat und Gemeinde fördern das Volksbildungswesen, einschließlich der Volksbüchereien und Volkshochschulen.“ Das Saarländische Weiterbildungsförderungsgesetz konkretisiert den Verfassungsauftrag. Demnach dient die Volkshochschule der Realisierung des „Rechts auf freie Entfaltung der Persönlichkeit durch Bildung, der Aneignung und Vertiefung von Kenntnissen und Fähigkeiten, welche aktive Teilhabe und Mitgestaltung in der Gesellschaft fördern und der Aneignung und Vertiefung von Kenntnissen und Fähigkeiten, welche für die berufliche Entwicklung förderlich sein können“. Die Gründer der Volkshochschule waren sich bewusst, wie wichtig die Fort- und Weiterbildung der Erwachsenen als Teil des allgemeinen Bildungswesens ist und dass ihre Verpflichtung gegenüber der Allgemeinheit die Schließung dieser Bildungslücke erforderte.

Die St. Wendeler Volkshochschule wurde 1957 als eingetragener Verein gegründet. Zur Zeit verfügt sie über 87 persönliche und ein korporatives Mitglied. Der Vorstand besteht aus 10 Personen, dem ersten und der zweiten Vorsitzenden, sechs Beisitzern, einem Ehrenbeisitzer und dem Geschäftsführer. Die Geschäftsstelle der St. Wendeler Volkshochschule ist seit ihrer Gründung in der Kulturabteilung der Kreisstadt St. Wendel verortet, da dort die personelle und funktionelle Infrastruktur vorhanden ist, die eine effektive Volkshochschularbeit gewährleistet. Dadurch wurden von Anfang an Doppelstrukturen vermieden, die zu wesentlich höheren Kosten geführt hätten. „Ich bin sehr froh, und dies beweisen die Zahlen der vergangenen Jahrzehnte meines Erachtens eindrucksvoll, dass sich die St. Wendeler Volkshochschule zu einem wichtigen Baustein in unserer Bildungslandschaft entwickelt hat“, betont Bürgermeister Peter Klär, der Vorsitzende der St. Wendeler Volkshochschule.

In den 60 Jahren ihres Bestehens haben über 93 Tausend Hörerinnen und Hörer an rund 5500 Kursveranstaltungen teilgenommen und fast 53.500 Personen Konzertveranstaltungen und Vorträge besucht, die im Rahmen des VHS-Programmes angeboten wurden. In den letzten Jahren hat sich die Zahl der Teilnehmer in den Kursen auf jährlich cirka 1500 Personen bei durchschnittlich 130 durchgeführten Kursen eingependelt. Von den angebotenen Kursen in den Bereichen Grundbildung, Gesellschaft, Beruf, Sprachen, Gesundheit/Fitness/ Körperpflege und Kultur/Kreativität profitieren nicht nur die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer, sondern auch der örtliche Buch- und Einzelhandel, denn wer Kurse belegt benötigt auch Unterrichtsmaterialien, die trotz zunehmenden Internethandels immer noch zum überwiegenden Teil in den Geschäften vor Ort gekauft werden.

Der Jahresumsatz (Einnahmen und Ausgaben) der Volkshochschule beläuft sich zur Zeit auf rund 160 Tausend Euro. Da die St. Wendeler Volkshochschule ein als gemeinnützig anerkannter Verein ist, darf sie keine Gewinne erzielen. Durch Zuschüsse von Stadt und Land zur Unterstützung der Bildungsarbeit der Volkshochschule wird es ermöglicht, dass die Volkshochschule dem gesetzlichen Auftrag, jedem die Möglichkeit zur Weiterbildung zu bieten, nachkommen und die Kursgebühren entsprechend moderat gestalten kann. Empfänger von Sozialhilfe erhalten dadurch  die Möglichkeit, an den meisten Angeboten kostenlos teilzunehmen und sich weiterbilden zu können. Der überwiegende Anteil der Einnahmen durch Kursgebühren und Zuschüsse wird zur Zahlung der Dozentenhonorare und für den allgemeinen Geschäftsbedarf benötigt. Außerdem investiert die Volkshochschule noch in die Anschaffung von Lehr- und Lernmitteln. Alles in allem ist die St. Wendeler Volkshochschule somit nicht nur ein wichtiger Bildungs-, sondern auch ein Wirtschaftsfaktor in St. Wendel.

Seit 2015 ist die St. Wendeler Volkshochschule auch ein anerkanntes Grundbildungszentrum im Rahmen des Grundbildungspaktes Saar. In Kooperation mit der Arbeitsmarktinitative Stadt St. Wendel im ASB finden Menschen, die zwar mündlich die deutsche Sprache beherrschen, die aber nicht ausreichend Deutsch lesen und schreiben können oder Probleme mit einfachen Rechenaufgaben haben, hier die Möglichkeit, entsprechende Kenntnisse zu erwerben oder zu vertiefen. Die Angebote stehen bei Bedarf zeitlich unbefristet zur Verfügung und können, Dank der Unterstützung des Saarlandes, kostenlos genutzt werden. Mit diesem Angebot soll ein Beitrag zur Bekämpfung des funktionalen Analphabetismus geleistet werden, denn nach einer Studie der Universität Hamburg können in Deutschland rund 7,5 Millionen erwachsene Menschen nicht oder nur eingeschränkt lesen und schreiben und viele haben Probleme mit Alltagsmathematik oder in der Lebenspraxis.

Da in einem Volkshochschulkurs durchaus auch Bekanntschaften und Freundschaften geschlossen werden, ist der soziale Aspekt dieser Einrichtung nicht zu unterschätzen. Viele Kurse laufen jahrelang mit einer regelrechten Stammhörerschaft, was beweist, dass lernen in einer angenehmen Gesellschaft mit Gleichgesinnten Spaß macht und verbindet. Mit ihrem Stamm von rund 40 Dozentinnen und Dozenten, die zur Zeit für die St. Wendeler Volkshochschule nebenberuflich tätig sind, kann diese auf ein qualifiziertes und engagiertes Team zurückgreifen, das ein breites Kursangebot möglich macht.

Die St. Wendeler Volkshochschule bietet jährlich zwei Kurssemester an, von Februar bis zum Beginn der Sommerferien und von September bis zum Beginn der Weihnachtsferien. Die Kurse werden in einem Arbeitsplan veröffentlicht, der jeweils an alle Haushalte im Landkreis St. Wendel verteilt und im Internet bekannt gemacht wird.

Die St. Wendeler Volkshochschule feiert ihr 60jähriges Jubiläum am 12. Dezember im Rahmen eines Empfangs, zu dem neben geladenen Gästen aus Gesellschaft, Politik, Handel und Gewerbe als Ehrengast die Saarländische Ministerpräsidentin Annegeret Kramp-Karrenbauer, die gleichzeitig amtierende Präsidentin des Deutschen Volkshochschulverbandes ist, erwartet wird.

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