- Weil wir den riesigen DFB haben
In den Fankurven der drei Profiligen steht der DFB immer wieder in der Kritik. Mit der Zersplitterung der Spieltage, seltsamen Anstoßzeiten und einem nicht immer nachvollziehbarem Strafenkatalog, für z. B. die Verwendung von Pyrotechnik, muss sich der gemeinnützige Verein mit Sitz in Frankfurt immer wieder Schmähgesänge anhören und Gemecker hinnehmen. Doch wir können ruhig die positiven Seiten des Deutschen Fußball-Bundes hervorkehren: Es ist der größte nationale Sport-Fachverband der Welt. Beinahe 7 Millionen Mitglieder zählt er. So viele Menschen sind also alleine Vereinsmitglieder bei einem der 25.000 Clubs in diesem Land. Der DFB orchestriert das Zusammenspiel der Vereine perfekt und ist offensichtlich auch im Stande, eine international gelobte Weltmeisterschaft auszutragen.
- Weil Football langweilig ist
Fußball ist ein Weltsport, den jeder kennt. Nur in wenigen Staaten fristet er ein Nischendasein, u. a. in den USA, wo eher Basketball, Baseball und Football angesagt sind. Der bei uns „American Football“ genannte Sport erlangt meist nur beim Superbowl größere Aufmerksamkeit. Wer als Deutscher dann mitten in der Nacht zum ersten Mal diesen Sport anschaut und verstehen will, sieht sich einem Wust aus Regeln und Wartezeiten ausgesetzt. So ein Spiel kann schonmal vier Stunden gehen, mit etlichen Werbeunterbrechungen. Das muss man gewöhnt sein. Eher unwahrscheinlich, dass sich mit Fußball sozialisierte Deutsche daran gewöhnen. Wir schauen sich eher noch ein Eishockey- oder Basketballspiel an. Und bleiben dem allgegenwärtigen Fußball treu.
- Weil wir treue Seelen sind
Ob Bayern München, Hertha BSC oder die ewigen Rivalen BVB und Schalke 04 – beinahe alle namhaften Vereine vermelden von Jahr zu Jahr einen Zuwachs an Mitgliedern. Für einen Mitgliedsbeitrag von ca. 10 EUR pro Monat erhält ein Fan zwar den einen oder anderen Vorteil, bspw. bei der Ticketvergabe. Doch insgesamt lässt sich die Zunahme durch Vereinstreue und Liebe zum Fußball erklären.
- Weil Fußball Heimat bedeutet
Natürlich gibt es echte Gladbachfans in Bremen und echte Dortmundfans in Nürnberg. Doch die meisten Stadiongänger haben sich ihren Verein nicht nach Erfolg im Ligawettbewerb ausgesucht. Die Liebe wurde vom Vater (oder der Mutter) weitergegeben. In der Regel prägt der erste Stadionbesuch des Heimatvereins. Wenn man Pech hat, ist das ein Drittligist – doch man kann es sich eben nicht aussuchen. Vereinsloyalität heißt auch Lokalpatriotismus.
- Weil die Stimmung in den Stadien gut ist
Die Fußballverbände anderer europäischer Länder schauen oft neidisch nach Deutschland, wo selbst Zweitligapartien oft ausverkauft oder zumindest sehr gut besucht sind. Neben der Fußballbegeisterung der Bevölkerung hat dies natürlich auch andere Gründe: Die Eintrittspreise sind in Relation zu bspw. England relativ moderat, die Sicherheitslage ist meist ausgezeichnet und die Stadien sind modern und angenehm – spätestens seit der WM im eigenen Land.
- Weil er familienkompatibel ist
Zugegeben, mit einem Kind in den Ultrablock zu gehen, ist keine gute Idee. Doch insgesamt hat sich der Profifußball einer Eventisierung zugewandt. Es herrscht in und um die Stadien viel weniger Gewalt als noch vor 15, 20 Jahren. Selbst das Rauchen ist in den meisten Blöcken verboten und die Vereine sprechen in ihrer Reklame Familien direkter an als früher. Der Sport an sich ist ein gutes Gesprächsthema innerhalb der Familie, da er nichts Anstößiges beinhaltet und nachgespielt werden kann – auf dem Rasen oder auf der Spielkonsole.
- Weil wir Skandale insgeheim lieben
Der Vorstand der F.C. Bayern poltiert mal wieder über Gott und die Welt, schmuggelt Luxusuhren über die Grenze oder hinterzieht Steuern? Ein potenzieller Nationaltrainer-Kandidat ist dem Kokain zugewandt, gibt es nicht zu und wird doch freiwillig positiv getestet? Ein Megatalent, das ein Jahr später Weltmeister wird, streikt sich von Dortmund zu Barca? Ronaldo steht wegen Steuerhinterziehung vor Gericht? Ein Transfer scheitert an einem drei Sekunden zu späten Fax? Und was sagen überhaupt Matthias Sammer und Lothar Matthäus dazu? Wenn wir ehrlich sind, lieben wir diese ganzen Aufregerthemen ungemein und haben alle eine Meinung zu fast jedem Ereignis oder Statement. Gerne werden die News auf Fussball.com gelesen.
- Die Ästhetik des Spiels
Cruyffscher Spielstil, den Guardiola perfektioniert hat oder eher Abteilung Attacke wie Jürgen Klopp? Die einen lieben das englische Kick and Rush, die anderen italienisches Catenaccio. Es liegt eine verborgene Schönheit in dem Spiel, die nicht bei jeder Partie zum Vorschein kommt. Es gibt nämlich auch ganz schlimme Bolzspiele, in denen kaum ein Pass ankommt. Wer aber die eleganten Pässe eines Toni Kroos oder eine Lionel Messi nicht zu schätzen weiß, auf die unmöglichen Paraden eines Manuel Neuers nicht vertraut oder die Verletzung der physikalischen Naturgesetze eines Cristiano Ronaldos nicht bewundert, der hat nichts verstanden. Doch das sind nicht viele.
- Überraschung!
Griechenland wird Europameister, hä?! Ja, genau – und zwar mit einem deutschen Trainer, der längst zum alten Eisen gehörte, Otto Rehhagel, der wie kein anderer das Gegenteil modernen Fußballs symbolisiert. Deutschland scheidet in der Vorrunde gegen schwache Gegner bei einer WM aus? Underdogs gewinnen im DFB-Pokal gegen amtierende Deutsche Meister? Ja, Wunder haben immer wieder ihren Platz im Fußball. Ein Grund mehr, ihn zu lieben.
- Voraussetzungsfrei kicken
Wir können jederzeit selbst Fußball spielen. Entweder richtig im Verein oder einfach mit einem Kumpel auf der Wiese. Alles, was wir brauchen: Einen Ball. Wenn man will, kann man auch barfuß spielen oder mit Turnschuhen. Einige der besten Fußballspieler der Geschichte haben gespielt, seit sie stehen können und dabei nichts als Sonne und einen ballähnlichen Gegenstand benötigt. Fast jeder Mensch kann durch Fußball fit werden, Muskeln aufbauen und Freunde finden. Der finanzielle Einsatz ist geringer als in vielen anderen Sportarten.