Befinden wir uns in einer Renaissance des Regionalen? Nicht nur der Ökonom Gabriel Felbermayr greift einen solchen Gedankengang auf, indem er von einer angepassten Form der Globalisierung spricht. Immer häufiger liest und hört man auch von neuen Wortkreationen wie De-Globalisierung oder Re-Regionalisierung. Die Corona-Krise, der Suez- Kanal, der Angriffskrieg auf die Ukraine und viele weitere Entwicklungen bestärken natürlich solche Überlegungen und die ungezügelte Vernetzung der globalen Märkte wird längst nicht mehr nur als allumfassender Allheilsbringer gesehen: Die Sicherheit der Rohstoffversorgung steht auf wackeligen Füßen.
Es ist eine Unsicherheit, die selbst die härtesten Lieferketten brüchig werden lässt. Der internationale Warenaustausch belastet die Umwelt mit teilweise enormen CO2-Verbräuchen. Der Zugriff auf Arbeitskräfte aus brutalen Billiglohnländern wird mit immer größer werdenden Argusaugen betrachtet. Hinzu kommen wirtschaftliche Abhängigkeiten, von denen wir aktuell wahrscheinlich alle das ein oder andere Beispiel im Kopf haben.
Doch bei allem Bashing der Globalisierung bleibt festzuhalten, dass wir alle in den vorangegangenen Jahren sehr von den vernetzten Märkten profitiert haben: Die gesamte Weltwirtschaft hat enormes Wachstum erfahren, wodurch überall neue Arbeitsplätze entstanden sind und sich das Wohlstandsniveau auf der Erde, gesamtheitlich betrachtet, erhöhte.
Wir können Produkte und Dienstleistungen aus allen Herren Länder erwerben und uns damit das Beste vom Besten herauspicken. Der Welthandel ermöglicht es gleichzeitig auch noch, das Ganze zu den geringstmöglichen Preisen zu tun. Auch wenn die aktuelle Zeit etwas anderes zu sagen vermag, so hat die Globalisierung Kulturen zusammenwachsen lassen und deren zwischenmenschlichen Zusammenhalt gestärkt.
In Gegenüberstellung der Pro- und Kontra-Argumente einer globalvernetzten Arbeitswelt befinden wir uns aktuell in einer Zeit, um der ungezügelten Globalisierung ein neues Upgrade zu geben: Muss es immer der sinnbildliche Apfel aus Neuseeland sein? Muss ich all meine Produkte im Internet kaufen, wenn ich vor Ort vieles erwerben kann? Muss ich zwangsläufig den Homepage-Entwickler aus Mecklenburg-Vorpommern akquirieren, wenn hierfür ein Dorf weiter ein absoluter Spezialist sitzt (umgekehrt genauso!)?
All diese Fragen haben einen globalen, regionalen und lokalen Hintergrund. Sie führen hin zu den Möglichkeiten der regionalen Zusammenarbeit. Gerade bei uns im Saarland und im Sankt Wendeler Land gilt der Ausspruch: „Jeder kennt jeden“. Dieses lapidare Zitat trägt einen häufig ungenutzten Schatz in sich, den wir zu häufig als gegeben ansehen und zu wenig nutzen. Es ist eben der partnerschaftliche Ansatz, der gerade auf regionaler Ebene enorme Vorteile birgt. Findet die Zusammenarbeit mit regionalen Partnern statt, ergeben sich an mancher Stelle Synergie- und Lerneffekte, die sich im Vorhinein keiner erträumen konnte. Natürlich spricht auch das Thema Nachhaltigkeit für eine regionale Zusammenarbeit. Regionale Produkte sind in vielen Fällen umweltfreundlicher und transparenter. Gleichzeitig stärkt man mit seinem Konsumverhalten die regionale Wirtschaft und damit den eigenen Lebensraum.
All das stärkt den regionalen Zusammenhalt und gibt gleichzeitig noch ein positives Gefühl. Auch wenn eine vollkommene De-Globalisierung der falsche Weg wäre, Wohlstandsverluste mit sich bringen würde und ohnehin vollkommen unrealistisch ist, bleibt die Frage: Warum nutzen wir also nicht noch häufiger unsere regionale Stärke und unterstützen damit unseren Wirtschafts- und Lebensraum? Die kurzen Wege sind ein absoluter Pluspunkt unserer Region.